Kernfrage zu Beginn der Initiative „welcome.zu.flucht“ im Herbst 2015 war: Wie gelingt es, sowohl eine Willkommenskultur für die geflüchteten Jugendlichen zu gestalten, und trotzdem nicht auf jene Jugendliche zu vergessen, die bisher im Zentrum der Aktivitäten der Offenen Jugendarbeit stehen? In dieser Initiative wird durch Begegnungsräume, Qualifizierung, Workshops, peer-to-peer Arbeit und verschiedene weiterführende Aktivitäten diesen Herausforderungen proaktiv begegnet.
Neben der Offenen Jugendarbeit Dornbirn als Impulsgeberin sind neun weitere Vorarlberger Jugendeinrichtungen Partnerinnen in der Initiative welcome.zu.flucht. Es findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Einrichtungen statt. Workshops, Ausflüge und Weiterbildungsmöglichkeiten (sowohl für Mitarbeitende, als auch für Jugendliche und ehrenamtlich Engagierte) werden gemeinsam geplant und durchgeführt. Die koje als Dachverband der Vorarlberger Jugendzentren übernimmt den Wissenstransfer an die Jugendzentren, die nicht direkt Partnereinrichtungen von welcome.zu.flucht sind. Die welcome.zu.flucht Partnereinrichtungen sind: Offene Jugendarbeit Dornbirn, Offene Jugendarbeit Lustenau, Offene Jugendarbeit Lauterach, villa k. – Offene Jugendarbeit Bludenz, Offene Jugendarbeit Klostertal, Offene Jugendarbeit Bregenzerwald, Offene Jugendarbeit Feldkirch, Offene Jugendarbeit Satteins, Offene Jugendarbeit Rankweil und der Jugendtreff Westend Bregenz.
Ziele
Ziel von welcome.zu.flucht ist, Jugendliche unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen. In der Kontaktforschung wurde nachgewiesen, dass häufiger Kontakt zu Mitgliedern anderer Gruppen die Vorurteile gegenüber diesen Gruppen reduziert. Welcome.zu.flucht schafft Begegnungsräume im Offenen Betrieb, in Workshops, in Ausflügen, in der Qualifizierung und an anderen Orten. Wichtig ist, möglichst viele unterschiedliche Jugendgruppen anzusprechen, benachteiligten Jugendlichen Unterstützung zu bieten und nicht jene Jugendliche vergessen, die bisher im Zentrum der Aktivitäten der Offenen Jugendarbeit Dornbirn standen.
Zielgruppe
welcome.zu.flucht richtet sich an jugendliche Stammbesucher*innen der Offenen Jugendarbeit, die sich durch die Zuwanderung bedroht fühlen, insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund und Armutsgefährdung und jugendliche Flüchtlinge aus allen Fluchtländern. Mittlerweile wurden diese Dialoggruppen ausgeweitet auf Systempartner*innen wie Schule, Exekutive, Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
Zugang
Um die jungen Menschen mit Fluchterfahrung anzusprechen wurde eine pro aktive Vorgehensweise gewählt. Eine Gruppe von Jugendlichen aus der Mitbestimmungsgruppe der OJAD besuchte schon 2015 das Camp, in dem die ersten Menschen untergebracht wurden und installierte dort Computer mit Internetanschluss. Mitarbeiter*innen engagierten sich in der Flüchtlingshilfe und schafften die Brücke zur Einrichtung. Auf der Ebene der Organisationen war die OJAD um einen Kontakt mit jenen Einrichtungen und Institutionen bemüht, die sich um die Grundversorgung von Jugendlichen mit Fluchterfahrung kümmerten.
Durch die Ausbildung und Anstellung von Murtada Al Husseini (Irak) und Ali Baghdadi (Syrien) im Jahr 2015 sowie Ali Khavari (Afghanistan) im Jahr 2018 (und weiteren ehemals geflüchteten Jugendarbeiter*innen) schaffte die Offene Jugendarbeit Dornbirn einen sehr guten Zugang zu geflüchteten Jugendlichen und ermöglichten durch die Kultur- und Sprachkenntnisse einen einfachen und schnnellen Kontakt zu geflüchteten Jugendlichen aus den Herkunftsländern Irak, Syrien, Afghanistan und anderen Ländern.
Arbeitsprinzipien
Tandemteams: welcome.zu.flucht qualifiziert Tandems, das sind Zweierteams bestehend aus Jugendarbeiter*innen und jungen Menschen mit Fluchterfahrung durch einen koordinierten Qualifizierungsweg mit Workshops, Schulungen und regelmäßigem Austausch. Neben den Jugendarbeiter*innen aus den welcome.zu.flucht Partnereinrichtungen sind auch viele Ehrenamtliche im Tandem-Team aktiv.
Maximale Partizipation: in allen Projekten ist maximale Mitbestimmung der Tandems und des Teams ein wichtiges Grundprinzip. Dies geschieht durch regelmäßige Planungs- und Rückkoppelungsschleifen, etwa durch die Tandemmeetings, Klausuren und informelle Besprechungen mit den Tandemteams und Jugendlichen.
Begegnungsräume schaffen: welcome.zu.flucht schafft Begegnungsräume für Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung, mit dem Ziel, Vorurteile zwischen den Jugendlichen abzubauen.
Organische Entwicklung: Die Dynamik ergibt sich aus dem Prozess und wird nicht im Vorfeld einer Prozessarchitektur oder Projektplanung unterworfen. welcome.zu.flucht ist ein gemeinsamer Lernweg für alle Beteiligten und führt zu neuen Formen der Kooperation zwischen den Einrichtungen, Jugendlichen, Systempartern*innen, Verwaltung und Politik.
Welcomics – Comics gegen Stammtischparolen
Bei einem Argumentationstraining gegen Stammtischparolen für die welcome.zu.flucht Tandems im November 2017 entstand die Idee, Comics zu erstellen, die von Jugendlichen real erlebte Situationen zeigen, in denen sie rassistisch angegriffen wurden und Möglichkeiten aufzeigen, wie man sich gewaltfrei dagegen wehren kann. In einem Workshop mit einer Grafikerin schilderten Jugendliche und Mitglieder der welcome.zu.flucht-Tandemgruppe ihre Situationen, woraus kurze Comics entstanden.