Ausgangslage:
Begegnungen mit Jugendlichen, die aufgrund von Delikten etc. besonderen Risiken der Minorisierung ausgesetzt sind, haben die Mitarbeiter*innen der OJAD veranlasst, modellhafte Strategien zur systematischen Prävention von Jugendkriminalität zu entwickeln. Für die Konzeptarbeit wurde im Jahr 2017 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die von Heinz Schoibl wissenschaftlich unterstützt wurde. Im Frühjahr 2018 wurde die Konzeptarbeit abgeschlossen und ein erstes Pilotprojekt gestartet.
Begegnung, Sozialdiagnose und Beziehungsarbeit
Kriminalitätsprävention in der OJAD baut auf den Eckpfeilern der Offenen Jugendarbeit auf und beruht wesentlich auf Freiwilligkeit, dem Angebot zu Eigentätigkeit und der Orientierung an Stärken und Potentialen der Jugendlichen. Die Jugendlichen stehen im Mittelpunkt. Sie werden in einem niederschwelligen Rahmen darin bestärkt und durch professionelle Begleitung unterstützt, ihre Wünsche zu formulieren, ihre Interessen zu artikulieren und allfällige Problemlagen so eigenständig als möglich zu bewältigen. In den Angebotsbereichen der Jugendberatung sowie der Kriminalitätsprävention wird der Grundsatz der Selbstbestimmung durch die Methode der partizipativen Sozialdiagnose ergänzt. Die Jugendlichen werden eingeladen, ihre lebensweltlichen Bezüge zu überprüfen, mögliche Ansatzpunkte für deren Weiterentwicklung zu orten und konkrete Schritte zur aktiven Gestaltung ihrer Lebenswelt zu planen und umzusetzen. Aus Begegnung wird Vertrauen und auf mittlere Sicht Beziehungsarbeit, parteiliche Begleitung und gezielte Förderung der Stärken und Potentiale der Jugendlichen.
Zugang/ Ablauf:
Das Projekt Kriminalitätsprävention wird im Verbund der qualifizierten Mitarbeiter*innen in den unterschiedlichen OJAD-Einrichtungen umgesetzt und gliedert sich in mehrere Module.
Um Mitarbeiter*innen und Jugendliche für das Thema Jugendkriminalität zu sensibilisieren, wurde ein Plakat für die interne Öffentlichkeit produziert, in den Einrichtungen ausgehängt und in den sozialen Medien der OJAD präsentiert. Die Jugendlichen werden damit auf die Bedeutung amtlicher Postsendungen aufmerksam gemacht und dazu eingeladen, im Bedarfsfall das Angebot der Jugendberatung zu nützen.
In Workshops zu Gewalt- und Mobbingprävention im schulischen Kontext werden Schüler*innen für den Umgang mit Gewalterfahrungen sensibilisiert und gestärkt. Die Workshops für Schulklassen, zumeist in den Räumlichkeiten der OJAD, fallweise auch in den Schulen realisiert, zielen darauf ab, Jugendliche aus Pflicht- und höheren Schulen für Mobbing & Gewalt zu sensibilisieren und sie zu ermutigen, sich im Bedarfsfall Unterstützung und Hilfe zu organisieren. Alleine im Jahr 2016 konnten insgesamt 50 Workshops in unterschiedlichen Pflichtschulen mit durchschnittlich 20 Schüler*innen durchgeführt werden. Insgesamt wurden damit ca. 1000 Jugendliche erreicht.
Als dritte und wohl wichtigste Schiene dieses Angebots der OJAD konnte eine Vereinbarung mit der Polizeidienststelle in Dornbirn getroffen werden, um Jugendlichen, die mit Gesetz oder öffentlicher Ordnung in Konflikt kommen, einen direkten und unkomplizierten Kontakt mit der Jugendberatung zu ermöglichen. Dabei werden jugendliche Tatverdächtige, bevorzugt Ersttäter*innen, im Rahmen der polizeilichen Vernehmung und formellen Ermahnung über das Beratungs- und Betreuungsangebot der OJAD informiert. Die Jugendlichen erhalten Informationsmaterial mit den Kontaktangaben der Jugendberatung und können die Polizist*innen ermächtigen, ihre persönlichen Kontaktdaten an die Jugendberatung weiterzuleiten. In diesen Fällen erfolgt die Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung in der Regie der Jugendberater*innen.
Diversion – Sozialstunden in der OJAD
Sozialstunden dienen als Mittel zur Vermeidung stigmatisierender strafrechtlicher Konsequenzen. Jugendliche konnten bereits früher ihre angeordneten Sozialstunden in Einrichtungen der OJAD ableisten. Im Unterschied zur bisherigen Praxis werden diese Kontakte nunmehr als Chance dafür genützt, mit diesen Jugendlichen in Beziehungsarbeit einzusteigen und sie bei der Bewältigung von Ursachen für delikthaftes Verhalten begleitend zu unterstützen. Jugendliche werden in diesem Rahmen einerseits angeleitet, Schaden wiedergutzumachen bzw. sich für allfällige Übergriffe bis Verletzungen zu entschuldigen, sowie andererseits in ihrer gesellschaftlichen Integration und hinsichtlich ihrer Potentiale und Chancen gefördert.