Ein partizipativ gestalteter Freiraum und Begegnungsort für Selbstbehauptung und Selbstentfaltung, begleitet durch professionelle Jugend- und Sozialarbeitende.
Der Mädchen*treff der Offenen Jugendarbeit Dornbirn in der Bergmannstraße ist seit Herbst 2018 ein zentraler, verkehrsmäßig sehr günstig gelegener und räumlich attraktiver Treffpunkt für Mädchen* und junge Frauen* in Dornbirn. Obwohl sich der Mädchen*treff nicht in unmittelbarer Nähe der anderen beiden Jugendhäuser Vismut und Arena befindet, ist er auf allen Ebenen in die Offene Jugendarbeit Dornbirn eingebettet. Denn in seine Konzeption und in die Realisierung fließen die Erfahrungen und Handlungsprinzipien aus 27 Jahren Jugend- und Mädchen*arbeit der Offenen Jugendarbeit Dornbirn ein. Die Haltungen, Handlungsweisen, Methoden und Angebote, wie sie nun in der konkreten Arbeit mit Mädchen* und jungen Frauen* umgesetzt werden, sind also die Früchte jahrelanger gendersensibler und gendergerechter offener Jugendarbeit.
Ziele und Arbeitsprinzipien
Die Offene Jugendarbeit Dornbirn will mit der Einrichtung des Mädchen*treffs nicht nur ein Angebot für Mädchen* und junge Frauen* schaffen, sondern auch gesellschaftspolitische Ziele realisieren.
Im Hinblick auf die Mädchen* und jungen Frauen* ist deren Befähigung zu einer eigenständigen Identitätsbildung und des individuellen Gestaltens ihrer Lebenswelt ein zentrales Anliegen, also die Fähigkeit des eigenständigen Gestaltens statt einer passiven Konsumhaltung.
Im Hinblick auf die gesellschaftspolitischen Zielsetzungen stehen Bewusstseinsbildung, Gleichberechtigung und Chancengerechtigkeit im Mittelpunkt. Nicht zuletzt geht es darum, einen Beitrag zum zukünftigen sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft und zum sozialen Frieden zu leisten.
Geschlechtshomogene Räume sind neben der Partizipation und dem lebensweltlichen Zugang das dritte zentrale Grundprinzip der feministischen Mädchen*arbeit. Diese Räume ermöglichen die Wahrnehmung sowie das Erfahren individueller Fertigkeiten und Interessen jenseits genderspezifischer Rollenbilder. Für die feministische Mädchen*arbeit und die parteiliche Mädchen*arbeit sind daher eigene und geschlechtshomogene Räume unabdingbar.
Die Dialoggruppen sind Mädchen* und junge Frauen* im Alter zwischen 10 und 25 Jahren. Die hohe Diversität des Mädchen*treffs zeigt sich in dessen Offenheit für alle Mädchen* unabhängig von deren Herkunft, Religionszugehörigkeit oder sexueller Orientierung und ihrer Geschlechtsidentität, da auch transgender Personen den Mädchen*treff besuchen und nutzen können.
Angebote
Offener Betrieb im Mädchen*treff
Der offene Betrieb im Mädchen*treff schafft Raum für Begegnungen und für vielfältige Tätigkeiten. Er ist niederschwellig angelegt und hat keine Zugangsbarrieren, steht somit allen Mädchen* offen. Die Angebote im offenen Betrieb werden in einem partizipativen Aushandlungsprozess mit den Mädchen* gemeinsam gestaltet und weiterentwickelt.
Themenbezogene Workshops
Ein wöchentlich stattfindendes Programm mit themenbezogenen Workshops ist ein Herzstück des Mädchen*treffs. In den Workshops werden u.a. Themen wie Rollenverständnis, Sexualität, Körper, Beziehungen, Sucht oder soziale Medien aufgegriffen und mit verschiedenen Methoden und Mitteln umgesetzt. Im Mädchen*treff steht der Erwerb von Transferkompetenzen durch informelles Lernen im Rahmen von Peer-Arbeit oder konkreter Projektarbeit im Mittelpunkt. Hier ist die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team gemeinsam mit verschiedenen Institutionen vorgesehen. Bei Bedarf werden auch Schulworkshops mit Mädchen* durchgeführt.
Niederschwellige Beratung und Begleitung
Die Jugendberatung bzw. die Mädchen*beratung ist in der Offenen Jugendarbeit Dornbirn auf drei Ebenen angesiedelt: auf der lebensweltbezogenen, der beziehungsbezogenen und der persönlichkeitsbezogenen Ebene. Den Mädchen* stehen die Mitarbeitenden als Ansprechpersonen jederzeit zur Verfügung. Sie vermitteln Orientierungshilfe in einem komplexen und sich rasch wandelnden Wertesystem. Sie sind vor Ort im Sozialraum verankert und entwickeln gemeinsam mit den Mädchen* unbürokratische Lösungen. In der ressourcenorientierten Beratung wird Bezug auf die eigenen Stärken und Fähigkeiten genommen.
Zu den Angeboten und Leistungen der niederschwelligen Beratung und Begleitung zählen u.a. Nachhilfeangebote, aktives Zugehen auf gefährdete Mädchen* und junge Frauen* mit dem Angebot des Zuhörens und sich Aussprechens oder identitätsstärkende Gespräche.
Für die Beratung und Begleitung ist die niederschwellige Erreichbarkeit, ein mädchen*gerechtes Ambiente, eine akzeptierende Haltung sowie die kontinuierliche Beziehungsarbeit und Begleitung der Mädchen* von zentraler Bedeutung.
Mädchen*bezogene Themen werden im Mädchen*treff daher nicht nur im Rahmen von Workshops aufgegriffen, sondern sind auch ein zentraler Teil der niederschwelligen Beratung.
Öffentlicher Raum und outdoor-Aktivitäten
Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass Mädchen* den öffentlichen Raum sich anders aneignen und anders präsent sind als Jungen*. Der Mädchen*treff kann als „Trittstein“ in den öffentlichen Raum dienen, um Mädchen* in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und öffentlich zugängliche Orte auch ihren Bedürfnissen entsprechend zu gestalten. Ein Erkundungsangebot, das Spiel- und Sportangebote kombiniert, stärkt die Präsenz der Mädchen* im öffentlichen Raum.
Aufsuchende Mädchen*arbeit
Die aufsuchende Jugendarbeit ist in Dornbirn bereits seit Jahren sehr gut verankert. Sie kann ihren Aufgabenbereich dahingehend erweitern, dass die Mitarbeitenden Mädchen* dabei ermutigen und unterstützen, den Mädchen*treff aufzusuchen.
Digitalisierung – Stärkung der Kreativität und Problemlösungskompetenz
Die zunehmende Digitalisierung durchdringt inzwischen alle gesellschaftlichen Bereiche – vom Zusammenleben, der Kommunikation bis zum Arbeitsleben der Menschen. In Hinblick auf die neuen Technologien gilt es, Mädchen* und Jungen* in ihren Kompetenzen zu stärken und sie zu ermutigen, indem sie in offenen Formaten die Möglichkeiten haben, zu experimentieren und ihre Ideen umzusetzen. Diese Möglichkeiten stehen nicht allen Jugendlichen offen, sei dies aus ökonomischen oder anderen Gründen sozialer Benachteiligung. Die Offene Jugendarbeit Dornbirn engagiert sich unter OJAD 4.0 für diese Jugendlichen.
Aktuelle Untersuchungen (erwähnt sind an dieser Stelle Burtscher-Mathis und Häfele 2018; Großegger 2019) zeigen auch die Unterschiede des Zugangs zu den sozialen Medien und der Nutzung des Internets durch Mädchen* und Jungen* auf. Ein chancengerechter Zugang für Mädchen* und jungen Frauen* zu den digitalen Welten, die Stärkung ihrer Fähigkeiten wie Teamarbeit, Gruppenfähigkeit, Kreativität und die Entwicklung eigener Problemlösungsstrategien sind ein wichtiger Aufgabenbereich des Mädchen*treffs.