Herrscht in Sachen Klimaschutz Eiszeit zwischen Jung und Alt? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Gesellschaftspolitische Stammtisch, zu dem das EthikCenter der Katholischen Kirche Vorarlberg ins Kolpinghaus Dornbirn geladen hatte. Die Quintessenz: Eiszeit herrscht keine, vielmehr ist Klimaschutz ein heißes Thema für alle Generationen.
Mit den “Fridays for Future” hat der Klimaschutz ein (junges) Gesicht erhalten. Eines davon saß in der Person von Aaron Wölfling gemeinsam mit Martin Hagen und ÖAAB-Lehrer/innenvertreter Wolfgang Türtscher am Podium, um über eines der brennendsten gesellschaftspolitischen Themen der Gegenwart zu diskutieren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Thomas Matt.
Es braucht große Lösungsansätze.
Als Referent ging Martin Hagen auch gleich zur Sache. „Plastiksackerl-Diskussionen oder gegenseitige Anschuldigungen bringen uns nicht weiter. Vielmehr braucht es die großen globalen Lösungsansätze, die nur die Politik liefern kann.“ Ohne Fridays for Future, das mittlerweile zur weltweiten Bewegung geworden ist, wäre das Thema nie in die höchsten politischen Gremien gelangt. Martin Hagen appellierte, dass es zu einem Meinungswandel kommen müsse, der die breite Masse miteinbindet – ohne erhobenen Zeigefinger oder moralisches Keulenschwingen. „Wenn man der alleinerziehenden Mutter vorwirft, dass sie ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringt, um dann zu Arbeit zu fahren, ist dies sicher der falsche Ansatz. Die Hauptverursacher für die steigenden CO2-Emmissionen sind vielmehr die Energieerzeugung, die Industrie, der Verkehr, die Gebäudewirtschaft sowie die Landwirtschaft.“
Jugend muss rebellieren.
Dass die Jugend rebelliert, um auf sich aufmerksam zu machen, ist nichts Neues. „Wäre das nicht der Fall, würde es keinen Fortschritt geben“, so Hagen. Doch darf sie, wie bei Fridays for Future, deshalb auch die Schule schwänzen? Lehrer/innenvertreter Wolfgang Türtscher gab zu, dass ihn das durchaus störe. „Würden die Proteste in der Freizeit stattfinden, wäre der moralische Anspruch sicher höher.“ Am meisten reibt er sich an den Erwachsenen, die Jugendliche dazu animieren, der Schule fern zu bleiben.
Diskussionsteilnehmer Aaron Wölfling, dessen Vater wie viele andere Interessierte im Publikum saß, sieht darin jedoch keinen Konflikt. Unterstützung erhielt er dabei von Martin Hagen: „Wenn Arbeiter um mehr Lohn streiken, tun sie das ja auch nicht in ihrer Freizeit.“ Wobei Aaron Wölfling noch ein Scheit drauflegte: „Hier geht es nicht um mehr Lohn, sondern um die Existenz der Menschheit. Dessen sollten sich alle bewusst sein.“ Tausende Wissenschaftler/innen zeichnen jedenfalls schlimme Zukunftsszenarien, wenn kein Umdenken erfolgt. Das löst bei den ganz jungen Menschen große Angst und Frust aus, warf eine jüngere Zuhörerin ein. „Viele Jugendliche sagen, dass sie das deprimiert und sie keine Hoffnung hätten.“
Das drückt auch der Spruch „Warum lernen, wenn wir keine Zukunft haben“ auf den Transparenten der Fridays for Future-Bewegung aus. Damit die Älteren diese Zukunftsängste überhaupt bemerken, werden die Demos zu der Zeit abgehalten, die Aufsehen erregt – nämlich zur Schulzeit.
Junge müssen gehört werden.
Dennoch war bei der Podiumsdiskussion wenig von einem Generationenkonflikt zu spüren. Einige der vorwiegend älteren Besucher/innen bekräftigten, dass die Jungen sehr zugänglich seien. „Sie müssen sich Gehör verschaffen, weil sie selbst nicht an den Schalthebeln der Macht sitzen. Und wir müssen zugeben, dass wir Alten es bisher nicht geschafft haben, eine Änderung auf politischer Ebene zu erwirken.“ Dafür ist es höchste Zeit. Darüber sind sich alle – auf dem Podium wie im Publikum – einig.«
Ein Bericht von Marion Hofer